Der Kammerchor Landstuhl, einer der renommiertesten Chöre der Region, feiert am
kommenden Sonntag, 17. September, in der Heilig-Geist-Kirche Landstuhl sein 25-jähriges Bestehen.
Unzählige Höhepunkte im Laufe seines Bestehens, Konzertreisen ins Ausland und Schallplattenaufnahmen
dokumentieren die außergewöhnlichen Aktivitäten des Chores unter der Leitung des Helmuth Rilling-Schülers
Heribert Molitor.
"Da setzen sich in Landstuhl,
nahe Kaiserslautern, vor eineinhalb Jahren ein paar junge
Referendar-Schulmeister zusammen, voller Tatendurst, das eben erworbene
Wissen und Können in Sachen Musica sacra an den Mann zu bringen und gründen mit
interessierten Gymnasiasten und Studenten einen Kammerchor." Voll des Lobes
äußert sich schon ein Jahr nach seiner Gründung die "Frankenpost
Hof/Marktredwitz" über das junge Ensemble nach einer Konzertreise ins
Frankenland. "Diese jungen Leute", heißt es weiter, "verstehen ihre Profession
nicht nur, was das Singen und Musizieren angeht: Sie verstehen sich in
besonderem Maße auch aufs Programmmachen. Eine Kunst jedenfalls, die gelernt
sein will."
Heute, nach 25 Jahren, kann man
nicht nur voll unterstreichen, was dieser Journalist damals in seiner Begeisterung
geschrieben hat, die Formation hat sich zu einem homogenen Chor
gemausert, der auch nicht vor der anspruchvollsten Konzertliteratur zurückschreckt.
Welches Silber-Jubiläumspaar kann schon auf solch eine stetige
Entwicklung zurückblicken? Natürlich gab es Höhen und Tiefen. Aber die
Begeisterung der Sänger und die ausgleichend ruhige Art seines Dirigenten
Heribert Molitor hat sämtliche Klippen im Laufe der "Ehe" umschifft.
So bescheinigt schon im "verflixten siebten Jahr" die
RHEINPFALZ, dass der Landstuhler Kammerchor aus der Vielzahl der Chöre
herausrage, "der sowohl bedeutende Werke der Musica sacra, wie auch weltliche
Chormusik aus verschiedenen Epochen einstudiert". Allein das für einen Laienchor
ungewöhnlich umfangreiche Repertoire verrate die stilistische Kompetenz des
Chorleiters Heribert Molitor und das hohe chorische Niveau.
Gregorianische Choräle, Kompositionen von Schütz, Bach und
Händel wurden ebenso aufgeführt wie Chorliteratur von Schubert, Brahms, Dvorak
oder Reger. In der zeitgenössischen Musik hat der Chor Werke von Peters,
Schroeder und Distler erarbeitet.
In Heribert Molitor hat der
Kammerchor einen gewieften und höchst erfahrenen Musikerzieher zum
Dirigenten. Er studierte an der Musikhochschule und Universität in Saarbrücken.
Seit vielen Jahren nimmt er an Meisterkursen der Internationalen Bachakademie
Stuttgart bei Professor Helmuth Rilling teil. Seit 1998 unterrichtet er am Ramsteiner
Gymnasium. Seine rege Konzerttätigkeit als Chordirigent, als Pianist
in verschiedenen Kammermusik-Ensembles und als Liedbegleiter führten Molitor
mehrfach durch den süddeutschen Raum sowie ins Ausland. In Joachim Pallmann
und Stefan Kunz hat der Kammerchor zudem zwei herausragende Begleiter an Orgel
und Klavier. Beide sind Studienfreunde Molitors und seit Gründungszeiten
feste Institutionen des Kammerchors.
Die Vorgeschichte des Chors geht
zurück ins Jahr 1977. "Während meiner Saarbrücker Studentenzeit wollte ich an
meinem Landstuhler Heimatgymnasium ein Praktikum absolvieren", erzählt
Molitor. "Mein Musiklehrer Paul Saiter, dem ich viel zu verdanken habe, gab mir die
Gelegenheit, einen Oberstufen-Chor aufzubauen. Schon wenige Monate später
gaben wir im gesamten Einzugsbereich des Gymnasiums Konzerte mit guter Resonanz."
Im Januar 1981 war Schluss mit dem Schülerchor. "Aber viele Schüler
hatten Interesse weiterzumachen, und Ehemalige riefen mich an", so Molitor. So
kam es am 21. Februar 1981 zur ersten Chorprobe mit 27 Mitgliedern. Heute hat
der Chor rund 40 Sängerinnen und Sänger, die Altersspanne reicht von
Jugendlichen um die 2oJahre bis zu reifen 55-Jährigen. Zwei Gründungsmitglieder sind heute noch aktiv.
"Die Fluktuation war in den
ersten 15 Jahren sehr stark", konstatiert Molitor. "Denn irgendwann ergriffen
die Studenten einen Beruf und waren in alle Winde zerstreut. Das machte mir
eine kontinuierliche Arbeit nicht leicht." Mittlerweile seien die Chormitglieder
älter und sesshaft geworden, was die Qualität erheblich verbessert habe.
"Eine rege Konzerttätigkeit",
schreibt Reiner Henn am 13. Oktober 1989 in der RHEINPFALZ, "mit viel beachteten
Aufführungen von vokalen und instrumental kammermusikalischen Werken sorgte für
einen klang vollen Namen in der ganzen Region. Längst
hatte der Chor jedoch eine überregionale kulturelle Bedeutung erreicht, denn
die vielen Konzertreisen in Deutschland, Österreich und Italien haben seinen
Stellenwert ständig erhöht."
Die erste Reise, gewissermaßen
die Flitterwochen, führte wenige Monate nach der Gründung zur Erzabtei Beuron
im Donautal, wo der Chor die "St. Josefs-Messe" für vier Stimmen vom Beuroner
Benediktinerpater Gregor Molitor aufführte. "Das war der erste Höhepunkt", so
Heribert Molitor, "und durch das beeindruckende Auftreten ergaben sich spontan
Einladungen zu weiteren Konzerten. Dass bei solchen Reisen auch gefeiert
wurde, verrät eine Notiz aus mehreren Ordnern, die akribisch samtliche
Aktivitäten festhalten: "Kaltern, berühmt durch seinen
Wein. Aber erst nach dem Konzert", ist über eine Südtirol-Reise zu lesen.
Auf einer Österreich-Tournee war es im März 1983 noch so kalt,
dass die Sänger sich nach einem Konzert im Bergdorf Alpach an Grablichtern die Hände
wärmen mussten. Absoluter Höhepunkt war aber die Italienreise. 500 Zuhörer in der Geigenbauerstadt Cremona
zeigten eine Mordsbegeisterung. Über den Auftritt in der Basilika Santi Apostoli
in Rom schreibt die RHEINPFALZ im April 1984: "Mit einem Programm, das
weitgespannt von der Gregorianik. Palestrina und Bach bis zu Bruckner und den
modernen Kirchenkompositionen reichte, beeindruckte dieses Ensemble durch eine
seltene Einfühlung in derart voneinander entfernten Stilepochen. Das Publikum
dankte mit begeistertem Applaus nach jedem Stück."
In guter Erinnerung blieb auch
der Auftritt im Freiburger Münster, wo sich aus einer Stellprobe ein "Konzert
vor 250 begeisterten Zuhörern entwickelte", so Molitor. "Ein Zuhörer drückte
mir sogar hinterher 100 Mark in die Hand, damit ich ihm eine CD zuschicke, die
noch nicht produziert war." Bei der Stellprobe vor einem Konzert im Dom zu
München stand Professor Lehrendorfer dabei und begutachtete erst mal den
Kammerchor, und auch den Organisten Stefan Kunz beäugte er ganz aufmerksam an
dem großen Spieltisch der Dom-Orgel. "Ein Wahnsinnserlebnis war das damals",
erinnert sich Molitor, "der Chor hört auf zu singen, und elf Sekunden lang steht
der Ton im Raum." 2000 Zuhörer umjubelten den Chor vor sechs Jahren im Speyerer
Dom. Aber auch die Auftritte in Luxemburg oder Brixen sind unvergesslich.
Bereits 1983 und 1984 absolvierte der Chor Rundfunk- und Fernsehaufnahmen des Südwestfunks mit dem Mundartdichter Heinrich Kraus unter dem Titel "Pfälzer Passion". Schallplattenaufnahmen gibt es mit Liedern, Chören und Kammermusik des Landstuhler Komponisten Lothar Sander (Herbst 1984), anlässlich des zehnjährigen Bestehens zusammen mit Joachim Pallmann an der Orgel (November 1990); CD-Aufnahmen in der Pfarrkirche St. Andreas gibt es mit geistlicher Chormusik von Lothar Sander oder Gregor Molitor (Herbst 1997) oder den "Messias" von Händel anlässlich des 250-jährigen Bestehens der Kirche (20. Dezember 2003).