Die Rheinpfalz, 15. September 2006

Bach und Schubert zum Jubiläum

Kammerchor Landstuhl feiert sein 25-jähriges Jubiläum mit einem festlichen Konzert
von Walter Falk

Probentermin in Heilig-Geist Der Kammerchor Landstuhl, einer der renommiertesten Chöre der Region, feiert am kommenden Sonntag, 17. September, in der Heilig-Geist-Kirche Landstuhl sein 25-jähriges Bestehen. Unzählige Höhepunkte im Laufe seines Bestehens, Konzertreisen ins Ausland und Schallplattenaufnahmen dokumentieren die außergewöhnlichen Aktivitäten des Chores unter der Leitung des Helmuth Rilling-Schülers Heribert Molitor.

"Da setzen sich in Landstuhl, nahe Kaiserslautern, vor eineinhalb Jahren ein paar junge Referendar-Schulmeister zusammen, voller Tatendurst, das eben erworbene Wissen und Können in Sachen Musica sacra an den Mann zu bringen und gründen mit interessierten Gymnasiasten und Studenten einen Kammerchor." Voll des Lobes äußert sich schon ein Jahr nach seiner Gründung die "Frankenpost Hof/Marktredwitz" über das junge Ensemble nach einer Konzertreise ins Frankenland. "Diese jungen Leute", heißt es weiter, "verstehen ihre Profession nicht nur, was das Singen und Musizieren angeht: Sie verstehen sich in besonderem Maße auch aufs Programmmachen. Eine Kunst jedenfalls, die gelernt sein will."

Heute, nach 25 Jahren, kann man nicht nur voll unterstreichen, was dieser Journalist damals in seiner Begeisterung geschrieben hat, die Formation hat sich zu einem homogenen Chor gemausert, der auch nicht vor der anspruchvollsten Konzertliteratur zurückschreckt. Welches Silber-Jubiläumspaar kann schon auf solch eine stetige Entwicklung zurückblicken? Natürlich gab es Höhen und Tiefen. Aber die Begeisterung der Sänger und die ausgleichend ruhige Art seines Dirigenten Heribert Molitor hat sämtliche Klippen im Laufe der "Ehe" umschifft.

So bescheinigt schon im "verflixten siebten Jahr" die RHEINPFALZ, dass der Landstuhler Kammerchor aus der Vielzahl der Chöre herausrage, "der sowohl bedeutende Werke der Musica sacra, wie auch weltliche Chormusik aus verschiedenen Epochen einstudiert". Allein das für einen Laienchor ungewöhnlich umfangreiche Repertoire verrate die stilistische Kompetenz des Chorleiters Heribert Molitor und das hohe chorische Niveau.

Gregorianische Choräle, Kompositionen von Schütz, Bach und Händel wurden ebenso aufgeführt wie Chorliteratur von Schubert, Brahms, Dvorak oder Reger. In der zeitgenössischen Musik hat der Chor Werke von Peters, Schroeder und Distler erarbeitet.

In Heribert Molitor hat der Kammerchor einen gewieften und höchst erfahrenen Musikerzieher zum Dirigenten. Er studierte an der Musikhochschule und Universität in Saarbrücken. Seit vielen Jahren nimmt er an Meisterkursen der Internationalen Bachakademie Stuttgart bei Professor Helmuth Rilling teil. Seit 1998 unterrichtet er am Ramsteiner Gymnasium. Seine rege Konzerttätigkeit als Chordirigent, als Pianist in verschiedenen Kammermusik-Ensembles und als Liedbegleiter führten Molitor mehrfach durch den süddeutschen Raum sowie ins Ausland. In Joachim Pallmann und Stefan Kunz hat der Kammerchor zudem zwei herausragende Begleiter an Orgel und Klavier. Beide sind Studienfreunde Molitors und seit Gründungszeiten feste Institutionen des Kammerchors.

Die Vorgeschichte des Chors geht zurück ins Jahr 1977. "Während meiner Saarbrücker Studentenzeit wollte ich an meinem Landstuhler Heimatgymnasium ein Praktikum absolvieren", erzählt Molitor. "Mein Musiklehrer Paul Saiter, dem ich viel zu verdanken habe, gab mir die Gelegenheit, einen Oberstufen-Chor aufzubauen. Schon wenige Monate später gaben wir im gesamten Einzugsbereich des Gymnasiums Konzerte mit guter Resonanz." Im Januar 1981 war Schluss mit dem Schülerchor. "Aber viele Schüler hatten Interesse weiterzumachen, und Ehemalige riefen mich an", so Molitor. So kam es am 21. Februar 1981 zur ersten Chorprobe mit 27 Mitgliedern. Heute hat der Chor rund 40 Sängerinnen und Sänger, die Altersspanne reicht von Jugendlichen um die 2oJahre bis zu reifen 55-Jährigen. Zwei Gründungsmitglieder sind heute noch aktiv.

"Die Fluktuation war in den ersten 15 Jahren sehr stark", konstatiert Molitor. "Denn irgendwann ergriffen die Studenten einen Beruf und waren in alle Winde zerstreut. Das machte mir eine kontinuierliche Arbeit nicht leicht." Mittlerweile seien die Chormitglieder älter und sesshaft geworden, was die Qualität erheblich verbessert habe.

"Eine rege Konzerttätigkeit", schreibt Reiner Henn am 13. Oktober 1989 in der RHEINPFALZ, "mit viel beachteten Aufführungen von vokalen und instrumental kammermusikalischen Werken sorgte für einen klang vollen Namen in der ganzen Region. Längst hatte der Chor jedoch eine überregionale kulturelle Bedeutung erreicht, denn die vielen Konzertreisen in Deutschland, Österreich und Italien haben seinen Stellenwert ständig erhöht."

Die erste Reise, gewissermaßen die Flitterwochen, führte wenige Monate nach der Gründung zur Erzabtei Beuron im Donautal, wo der Chor die "St. Josefs-Messe" für vier Stimmen vom Beuroner Benediktinerpater Gregor Molitor aufführte. "Das war der erste Höhepunkt", so Heribert Molitor, "und durch das beeindruckende Auftreten ergaben sich spontan Einladungen zu weiteren Konzerten. Dass bei solchen Reisen auch gefeiert wurde, verrät eine Notiz aus mehreren Ordnern, die akribisch samtliche Aktivitäten festhalten: "Kaltern, berühmt durch seinen Wein. Aber erst nach dem Konzert", ist über eine Südtirol-Reise zu lesen.

Auf einer Österreich-Tournee war es im März 1983 noch so kalt, dass die Sänger sich nach einem Konzert im Bergdorf Alpach an Grablichtern die Hände wärmen mussten. Absoluter Höhepunkt war aber die Italienreise. 500 Zuhörer in der Geigenbauerstadt Cremona zeigten eine Mordsbegeisterung. Über den Auftritt in der Basilika Santi Apostoli in Rom schreibt die RHEINPFALZ im April 1984: "Mit einem Programm, das weitgespannt von der Gregorianik. Palestrina und Bach bis zu Bruckner und den modernen Kirchenkompositionen reichte, beeindruckte dieses Ensemble durch eine seltene Einfühlung in derart voneinander entfernten Stilepochen. Das Publikum dankte mit begeistertem Applaus nach jedem Stück."

In guter Erinnerung blieb auch der Auftritt im Freiburger Münster, wo sich aus einer Stellprobe ein "Konzert vor 250 begeisterten Zuhörern entwickelte", so Molitor. "Ein Zuhörer drückte mir sogar hinterher 100 Mark in die Hand, damit ich ihm eine CD zuschicke, die noch nicht produziert war." Bei der Stellprobe vor einem Konzert im Dom zu München stand Professor Lehrendorfer dabei und begutachtete erst mal den Kammerchor, und auch den Organisten Stefan Kunz beäugte er ganz aufmerksam an dem großen Spieltisch der Dom-Orgel. "Ein Wahnsinnserlebnis war das damals", erinnert sich Molitor, "der Chor hört auf zu singen, und elf Sekunden lang steht der Ton im Raum." 2000 Zuhörer umjubelten den Chor vor sechs Jahren im Speyerer Dom. Aber auch die Auftritte in Luxemburg oder Brixen sind unvergesslich.

Bereits 1983 und 1984 absolvierte der Chor Rundfunk- und Fernsehaufnahmen des Südwestfunks mit dem Mundartdichter Heinrich Kraus unter dem Titel "Pfälzer Passion". Schallplattenaufnahmen gibt es mit Liedern, Chören und Kammermusik des Landstuhler Komponisten Lothar Sander (Herbst 1984), anlässlich des zehnjährigen Bestehens zusammen mit Joachim Pallmann an der Orgel (November 1990); CD-Aufnahmen in der Pfarrkirche St. Andreas gibt es mit geistlicher Chormusik von Lothar Sander oder Gregor Molitor (Herbst 1997) oder den "Messias" von Händel anlässlich des 250-jährigen Bestehens der Kirche (20. Dezember 2003).

zurück ...