Die Rheinpfalz, 26.06.2012

Die pure Lust am polierten Klang

Der Kammerchor Landstuhl begibt sich unter Heribert Molitor bei seinem Benefizkonzert in der St.-Andreaskirche auf eine Zeitreise
von Walter Falk, Photos von Eckhard Richter

Benefizkonzert in St.-Andreas-Kirche Landstuhl Bei seinem Benefizkonzert am Samstag in der bis auf den letzten Platz besetzten Pfarrkirche St.-Andreas lud der Kammerchor Landstuhl unter Heribert Molitor die Zuhörer zur Zeitreise ein. Ausgehend von zeitgenössischer Literatur, führte die Tour zurück in die Zeit der Romantik und Klassik bis hin zum Barock mit Scarlatti und Bach.

Mit einfachen Chorälen gibt sich Heriber Molitor nicht ab. Unter vier- und sechsstimmigen polyphonen Werken geht`s schon mal gar nicht. Und sein Kammerchor zieht da, wie das Konzert wieder einmal nachdrücklich demonstrierte, voll mit. Ja, er ist sogar noch reifer geworden, und kleine Schwächen bei den Männerstimmen konnten mittlerweise auch abgestellt werden.

So besticht das 30-köpfige Ensemble mit einem brillanten, auf Hochglanz polierten Chorklang. In seiner Geschmeidigkeit geht es aber auch im dynamischen Bereich den Pianissimos und Fortissimos auf den Grund. Und auf interpretatorischem Feld zeichnet es sich durch eine transparent gehaltene Textur sowie eine klare Artikulation aus.

Der britische Komponist John Rutter genießt hierzulande mittlerweile einen hervorragenden Ruf. Das Gloria aus dem "1st Movement: Allegro vivace" vereinigt kräftige Bilder. Schon mit den ersten Tönen wird klar, dass es sich hier um eine emotional geladene Interpretation handelt. Mit vorwärts drängendem Tempo, tief grummelndem Bassrythmus und feurigen Staccati bereits im Orgelvorspiel (Stefan Kunz) wurden die Zuhörer an einen dramatischen Handlungsablauf herangeführt. Das Werk verlangt höchstes technisches Niveau, das hier mit Ausdruckswillen eingelöst wurde und von extremer Klangsinnlichkeit durchdrungen ist. Mit forschem Tempo geht Molitor Mozarts Credo aus der Missa in B, KV 275, an. Er erstürmt dabei nicht nur Mozarts herrliche Ornamentik mit drahtiger Energie, die das ganze polyphone Binnengeflecht zwischen den einzelnen Stimmlagen zum Leuchten bringt, sondern auch mit purer Lust am Klang.

Immens waren die stimmtechnischen Anforderungen in "Jauchzet dem Herrn alle Welt" von Mendelssohn. Das Piano-Forte und Forte-Piano innerhalb eines Taktes, ja innerhalb einer Silbe, war bestechend. Wiederum waren die Sänger bei den stetigen Wechselgesängen zwischen den Stimmen und dem stufenlosen Hin- und Hergleiten zwischen Piano und Forte aufs Höchste gefordert.

Benefizkonzert in St.-Andreas-Kirche Landstuhl

Selbst intonatorisch Vertracktes wie in Scarlattis "Exultate Deo" und Bachs "Jesus bleibt meine Freude", BWV 147, klang mühelos und natürlich, wobei der Chor Virtuosität, Expressivität und Dramatik gleichermaßen zur Geltung brachte. Bachs "Lobet den Herrn, alle Heiden", BWV 230, kam sogar in schier gleichmäßigen 16-teln hüpfend vor Freude daher, wobei von den Sängern bei der temporeichen Rythmik und Dynamik Zungenakrobatik verlangt wurde.

Das Streichquartett begleitete kongenial, spielte sich nie in den Vordergrund, unterstrich aber den satten Chorsound mit herrlichem Wohlklang. Als Meister der Variationen erwies sich Kunz an der Orgel. In "A Prelude for Pont Street" von Christopher Tambling (geboren 1964) tauchte er bei ruhigem Tempo in stets wechselnde Farben. Allein das Spiel mit dynamischen Schattierungen zeigte den Meister am Werk. Im 4. Satz, der "Fanfare for St. Gregory", setzte er auf die einzigartige Strahlkraft sämtlicher Register. Das hohe Maß der Sachlichkeit nahm in Mendelssohns Sonate für Orgel, op. 65, Nr.2, c-moll, gefangen. Fast zehn Sekunden lang herrschte nach dem Verklingen des letzten Tons des Chors atemlose Stille, dann brauste minutenlang anhaltender Beifall auf.



Wochenblatt, 27. Juni 2012

Ein musikalischer Hochgenuss

Kammerchor serviert Benefizkonzert vor ausverkautem Haus
von Eckhard Richter

Ein Abend für die Ruhe und innere Einkehr. Ein Abend, an dem die Seele musikalisch gestreichelt wurde. So präsentierte sich das Benefizkonzert des Kammerchors in der St.-Andreas-Kirche seinen Besucherinnen und Besuchern.

Wenn der Landstuhler Kammerchor unter der Stabsführung von Heribert Molitor zu einem Konzert einlädt, werden die Plätze knapp. Ausverkauft auch am Samstag, als die Konzertbesucher von Pfarrer Michael Kühn und dem Vorsitzenden Ralf Hersina begrüßt wurden.

Der Erlös dieser Veranstaltung kommt der Palliativstation des Nardini Klinikums und den Glocken der St.-Andreas-Kirche zu Gute. Der gute Besuch dieser Veranstaltung machte deutlich, wie sehr diese beiden Spendenempfänger mit den Menschen der Region verbunden sind.
Benefizkonzert in St.-Andreas-Kirche Landstuhl

Den Chor begleiteten Wilfried Gödde und Lorentz Franz (Violine), Viktor Khodyko (Viola/Violine), Christine Rutz (Violoncello) und Peter Gutmann (Kontrabass) mit ihren Streichinstrumenten und vervollständigten so jeden gesanglichen Teil. Besonders Stefan Kunz and der Orgel ließ bei seinen Solostücken die ganze Bandbreite dieses Instrumentes erklingen.

Wer Wolfgang Amadeus Mozarts Werke liebt, der wurde vom Kammerchor und dem "Ave verum" gepackt und in eine Welt getragen, welche die ganze Schönheit von Musik und Gesang spüren ließ.

Stehender Applaus dankte Chor und Musikern für ein Konzert der besonderen Extraklasse. Heribert Molitor verneigte sich am Ende in seiner bescheidenen Art und Weise vor einem beeindruckten und dankbaren Publikum. Er hatte wieder mit seinem Kammerchor ein Stück Konzertgeschichte in der Sickingenstadt geschrieben und viele Menschen damit glücklich gemacht.

Nach dem Konzert war die Kirchengasse gesperrt. Hier servierten der Unnerhaus Kulturclub sowie der Lions-Club Essen und Getränke. Auch dieser Erlös ist für die Palliativstation und die neuen Glocken der Kirche bestimmt.

zurück...