Der allerletzte Ton stand wie eine
Säule im Raum. Ein Moment atemloser, ergriffener Stille. Dann
prasselte der Beifall los. Fünf Minuten lang erwies das
Publikum am Samstagabend in der proppenvollen Pfarrkirche St. Andreas
seinem Landstuhler Kammerchor seine
Referenz.
Mit der „Hommage à Johannes Brahms“ machte sich der
Kammerchor zu seinem 20-jährigen Bestehen aber das
schönste Geburtstagsgeschenk selbst. Denn das „Deutsche
Requiem“ war eine geschlossene, atmosphärisch dichte
Darstellung, und dem musikalischen Leiter Heribert Molitor gelang eine
rundherum überzeugende und bewegende Interpretation. Mit
sicherer Hand führte er den Chor durch sämtliche
Klippen, und das Ensemble selbst bewies höchste Konzentration,
Flexibilität und Durchhaltevermögen. Vor allem gelang
es, die Achsensymetrie der Komposition plastisch herauszuarbeiten.
Feierliche Trauer beherrschte den ersten Satz: „Selig sind, die da Leid
tragen.“ Starre Größe kennzeichnete den zweiten
Satz, einen düsteren, marschartigen Rhythmus erzeugten die
beiden Pianisten Stefan Kunz und Joachim Pallmann sowie der junge
Paukist Christian Moog. Der dritte Satz war in der Hauptsache dem
Baritonsolo eingeräumt: „Herr, lehre mich, dass ein Ende mit
mir haben muss...“. Vinzenz Haab bestach mit Stimmvolumen und einem
völlig unverkrampften, natürlichen Vortragsstil.
Tiefe Not und Seelenangst durchzitterten diese Ausbrüche.
Überirdischen Trost spendete der fünfte Satz mit dem
herrlichen Sopransolo „Ihr habt nun Traurigkeit“. Mit hellem,
klangschönem Timbre und leichter Stimmführung
bezauberte die Solistin Ursula Arnold. Etwas übertrieben war
höchstens das Vibrato. Still verhalten wiederholte der Chor
die Trostworte, und über allem schwebte als leuchtende
Verheißung der zaubervolle Glanz der hohen Sopranstimme.
Den dramatischen Höhepunkt brachte der sechste Satz.
Prächtig korrespondierte da der Chor mit dem Baritonsolisten
und steigerte sich nach einleitendem Trauermarsch schließlich
zu einem Chorsatz von geradezu wilder Leidenschaft: „Tod, wo ist dein
Stachel?“ Präzision einer Schweizer Uhr, bestens geschulte
Stimmen, vorbildliche Dynamik und Schwebetöne in gebundenem
Legato zeichneten das Ensemble aus. Der Schlusssatz
schließlich greift in der Stimmung auf den ersten Satz
zurück: „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben.“
In stiller Ergebenheit, in ruhiger Abgeklärtheit klingt das
Requiem aus. Ein musikalischer Gottesdienst. Eine gewaltige
Demonstration der Größe Gottes.