Die Rheinpfalz

Ergreifend

Brahms mit dem Kammerchor Landstuhl
von Walter Falk

Der allerletzte Ton stand wie eine Säule im Raum. Ein Moment atemloser, ergriffener Stille. Dann prasselte der Beifall los. Fünf Minuten lang erwies das Publikum am Samstagabend in der proppenvollen Pfarrkirche St. Andreas seinem Landstuhler Kammerchor seine Referenz.

Mit der „Hommage à Johannes Brahms“ machte sich der Kammerchor zu seinem 20-jährigen Bestehen aber das schönste Geburtstagsgeschenk selbst. Denn das „Deutsche Requiem“ war eine geschlossene, atmosphärisch dichte Darstellung, und dem musikalischen Leiter Heribert Molitor gelang eine rundherum überzeugende und bewegende Interpretation. Mit sicherer Hand führte er den Chor durch sämtliche Klippen, und das Ensemble selbst bewies höchste Konzentration, Flexibilität und Durchhaltevermögen. Vor allem gelang es, die Achsensymetrie der Komposition plastisch herauszuarbeiten. Feierliche Trauer beherrschte den ersten Satz: „Selig sind, die da Leid tragen.“ Starre Größe kennzeichnete den zweiten Satz, einen düsteren, marschartigen Rhythmus erzeugten die beiden Pianisten Stefan Kunz und Joachim Pallmann sowie der junge Paukist Christian Moog. Der dritte Satz war in der Hauptsache dem Baritonsolo eingeräumt: „Herr, lehre mich, dass ein Ende mit mir haben muss...“. Vinzenz Haab bestach mit Stimmvolumen und einem völlig unverkrampften, natürlichen Vortragsstil. Tiefe Not und Seelenangst durchzitterten diese Ausbrüche. Überirdischen Trost spendete der fünfte Satz mit dem herrlichen Sopransolo „Ihr habt nun Traurigkeit“. Mit hellem, klangschönem Timbre und leichter Stimmführung bezauberte die Solistin Ursula Arnold. Etwas übertrieben war höchstens das Vibrato. Still verhalten wiederholte der Chor die Trostworte, und über allem schwebte als leuchtende Verheißung der zaubervolle Glanz der hohen Sopranstimme.

Den dramatischen Höhepunkt brachte der sechste Satz. Prächtig korrespondierte da der Chor mit dem Baritonsolisten und steigerte sich nach einleitendem Trauermarsch schließlich zu einem Chorsatz von geradezu wilder Leidenschaft: „Tod, wo ist dein Stachel?“ Präzision einer Schweizer Uhr, bestens geschulte Stimmen, vorbildliche Dynamik und Schwebetöne in gebundenem Legato zeichneten das Ensemble aus. Der Schlusssatz schließlich greift in der Stimmung auf den ersten Satz zurück: „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben.“

In stiller Ergebenheit, in ruhiger Abgeklärtheit klingt das Requiem aus. Ein musikalischer Gottesdienst. Eine gewaltige Demonstration der Größe Gottes.


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