Die Rheinpfalz 19.09.2006

SPANNENDER CHORJUBEL

Der Kammerchor Landstuhl unter Heribert Molitor beim Jubiläumskonzert
von Reiner Henn, Photos von Eckhard Richter

JubiläumskonzertSeit nunmehr 25 Jahren ist der Kammerchor Landstuhl in dieser Region ein Garant für anspruchsvolle, werk- und stilgerechte, geistliche und weltliche Chormusik. Der Chor hat sich unter der Ägide von Chorleiter und Gründer Heribert Molitor ein großes Repertoire an A-capella-Gesängen seit der Renaissance erarbeitet und darüber hinaus auch verschiedene Gattungen mit Orchester und Solisten aufgeführt.

Bei dem Jubiläumskonzert am Sonntag in der Heilig-Geist-Kirche gab man Kostproben des bewährten und erprobten Könnens. Man wählte mit Johann Sebastian Bachs Magnificat in D-Dur und der Missa solemnis in As-Dur von Franz Schubert zwei Stilbereiche, die zugleich inhaltliche Schwerpunkte der bisherigen Chorarbeit repräsentieren.Jubiläumskonzert

Derzeit bilden etwa 40 Sängerinnen und Sänger ein leistungsorientiertes Kollektiv, das sich zunächst bei Bach nachhaltig auszeichnen konnte und hier tief in den Geist und die Struktur dieser sakralen Musik eindrang. Der Kammerchor Landstuhl gestaltete mit einer klaren Intonation (bis auf "Suscepit Israel") und Diktion. Man erfasste und vermittelte übergreifende Spannungs- und Phrasierungsbögen und wirkte zudem rhythmisch (bei Einsätzen, Zäsuren, Überleitungen) sehr sicher und bestens auf diese herausragende Aufgabe vorbereitet.

Beklemmende Steigerungen

Jubiläumskonzert Bei Schuberts Messe steigerte sich die Ausdruckskraft zu emphatischem Chorjubel oder wurde zu beklemmender Kontemplation zurückgenommen. Doch immer stand eine Interpretationshaltung im Mittelpunkt der Werkauffassung, die vom Text und seiner Prosodie ausgehend gestaltet. Das bedeutete klar artikulierte Textsilben und prägnante Akzentuierung sowie subtile klangliche Differenzierung.

Ein Orchester mit Musikern von SWR und Pfalztheater Kaiserslautern sowie weiteren Kräften der Region fügte sich bei beiden Gipfelwerken ihrer Zeit nahtlos und mit Präzision im Detail in die von Chorleiter Herbert Molitor dezidiert vermittelten Werkvorstellungen ein. Molitor leitete und inspirierte mit großer Übersicht, gab eindeutige Einsätze, hielt zu gestalterischem Nachdruck und zur klanglichen Entwicklung und Steigerung der Sätze an.


Erwartungen erfüllt

Jubiläumskonzert

Auch die Vokalsolisten erfüllten die hohen Erwartungen, die ein solcher konzertanter Meilenstein der erfolgreichen Chorarbeit - eigentlich Kulturarbeit - mit sich bringt: Daniela Schicks lyrisch-zarte Sopranstimme hat sich eine bemerkenswerte Leichtigkeit der Stimmansprache bewahrt. Angela Lösch setzt mit ihrer betörend schönen Altstimme nicht nur auf Volumen, sondern vermittelt alle Feinheiten der melodischen Entwicklung. Und der Tenor Michael Siemon gestaltet mehr verinnerlicht und nicht vordergründig auf tenoralen Glanz und Strahlkraft ausgerichtet.

Starke Momente

Der Bassist Vinzenz Haab hatte bei solistischen Partien mit seiner eleganten Geschmeidigkeit der Linienführung die vielleicht stärksten und nachhaltigsten Momente vokalistischer Faszination.

Schließlich verschmolzen auch alle im Ensemble zu nahtloser klanglicher Einheit und trugen so mit ihrer stimmlichen Reinkultur und stilistischen Kompetenz wesentlich zum Gelingen einer denkwürdigen Veranstaltung bei.

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