Die Rheinpfalz , 11.Oktober 2005

Griff nach den Sternen

Kirchenkonzert in Landstuhl
von Reiner Henn, Photos von Eckhard Richter

Bild Konzert Mozart Requiem Wie sich doch im Laienchorwesen die Leistungsgrenzen immer noch ein Stück nach oben verschieben, und wie man in diesem Bereich der Musikausübung glücklich nach den sprichwörtlichen Sternen greift, war beim Kirchenkonzert in der Heilig-Geist-Kirche Landstuhl eindrucksvoll zu erleben. Chorleiter Heribert Molitor gehört zweifellos zu den wenigen künstlerischen Persönlichkeiten unserer Region, die sich an konzertante Aufgaben wie Mozarts „Te Deum“ und vor allem dessen Requiem wagen - und für ihren Mut belohnt werden.

Mit dieser höchst eindrucksvollen Auf­führung, begünstigt durch ein Kammerorchester mit Mitgliedern des Pfalztheater-Orchesters um Konzertmeister Pierre-Eric Monnier, wirft das in Riesenschritten nahende Mozartjahr seine Schatten voraus.

Mozarts Spätwerk, das Requiem, gehört zu den Gipfelwerken der Chorliteratur, weil es dem Komponisten hier in wunderbarer Synthese gelang, die kompositorischen Strömungen seiner Zeit zu bündeln, um aber zugleich auch einen stilistischen Weg in die Romantik zu weisen: Beeinflusst von der kontrapunktischen Schreibweise in der Art Bach und Händels, inspiriert von den ariosen Wendungen der Neapolitanischen Schule und im Orchestersatz geleitet von romantisierender erweiterter Harmonik und dramatischer Sinfonik, verlangt dieses Werk vor allem vom Chor großes Leistungsvermögen. Der Landstuhler Kammerchor gestaltete mit stilistischer Prägnanz, erreichte klare musikalische Abläufe und vermittelte eindringlich den ganzen Gehalt dieser Musik. So erfolgten fugierte Einsätze auf den Schlag genau, Melismen wurden synchron zu den Spielfiguren der Streicher plastisch artikuliert, Übergänge gelangen organisch fließend, und die geschulte Deklamation des Textes erfolgte gestochen klar und von eindringlicher Intensität. Molitors Lesart verband dramatische Dichte mit Transparenz und Klarheit und bemühte sich auch um angemessene Textbehandlung und musikalische Phrasierung.

Plakat Mozartrequiem
Das Orchester wurde von Monnier zu Höchstleistungen angespornt: Spielerische Reinkultur an fast allen Pulten und agogische wie dynamische Flexibilität bewirkten klangliche Verschmelzung von Seltenheitswert. Die Streicher gestalteten mit Präzision im Detail, die Holzbläser ragten ebenfalls durch leuchtende Klangfarben und spielerischen Glanz heraus und schufen so die Basis für eine denkwürdige Veranstaltung im Gedenken an das 50-jährige Bestehen dieser Kirche.

Die Vokal-Solisten garantierten durchweg werkgerechte Gestaltung ihrer Partien, und doch ergaben sich auch interpretatorische Unterschiede:

Die Sopranistin Daniela Schick verstand ihren Part mehr liedhaft, in anmutiger Innigkeit und Schlichtheit. Dagegen gestaltete die Altistin Barbara Bräckelmann mehr mit der Glut opernhafter Dramatik. Der Tenor Hans-Jörg Bock interpretierte mit klarer, schlanker Stimmgebung mehr vom Text und seiner Prosodie aus, während Bassist Daniel Böhm seine ariosen Elemente betonte. Alles zusammen genommen ergab ein differenziertes, komplexes Bild dieser Musik, die sich in allen Facetten mitteilte.

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