Die Rheinpfalz , 21. Dezember 2004

Atemlos vom Zuhören

Weihnachtskonzert am 19.12.2004 in Landstuhl
von Walter Falk

Plakat Weihnachten

„Schade, dass die Ausführung so schwierig ist. Aber das ist zugleich eine der Qualitäten“, schrieb ein bekannter Komponist über eine seiner Kantaten. Dasselbe lässt sich über Bachs Kantaten sagen. Seine Motetten für zwei vierstimmige Chöre gehören zum vokaltechnisch Anspruchsvollsten, was das Repertoire bereithält. Der Landstuhler Kammerchor meisterte unter Heribert Molitor beim Adventskonzert am Samstag in der bis auf den letzten Platz besetzten St. Andreas-Kirche diese Anforderungen an Stimmumfang, Intonationssicherheit und Expressivität mit Bravour.

Und was dieser Chor nicht alles zu bieten hat: fragile Melodiebögen, ätherische Klänge, ein stufenloses Abblenden der Dynamik, wie von Geisterhand geregelt. Die Sänger kosten das harmonische Raffinement dieser Musik aus. Sie können mit glasklarem, quasi instrumentalem Ton singen, andererseits ihren Stimmen aber auch ein warmes Timbre verleihen. Molitor und Bach verlangen ihnen alles ab - und sie bleiben ihnen nichts schuldig.

Das war sowohl bei der Motette „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir“ (BWV 228) als auch bei „Singet dem Herrn ein neues Lied“ (BWV 225) ein einziges Jauchzen und Jubilieren. Und wenn die beiden jeweils vierstimmigen Chöre gegeneinander sangen, und das bei großer Begeisterung und Engagement und toller Phrasierung, geriet man allein vom Zuhören in Atemlosigkeit. Dieses Tempo steigerte Molitor sogar noch im Schlusssatz der zweiten Bach Motette zu einem Hölleninferno. Trotzdem gelang jede Bindung exakt.

Höchste Präsenz zeigten auch die neun Instrumentalisten. Sie begleiteten mit großer Flexibilität und Elastizität der melodischen Gestaltung. Besonders die beiden Oboen schwelgten bei der Einleitung zu Mozarts Motetten „Exsultate, jubilate“(KV 165) und „Laudate Dominum“ (KV 339) in modulationsreicher Opulenz, die neben hurtig perlendem Spiel auch ein einfühlsames Oboen-Melos nicht scheute.

Ihren großen Auftritt hatte mit Mozarts Motetten die Sopranistin Daniela Schick. Sie bezauberte mit Reinheit und Feinheit des Tons, einem gleichmäßig strömenden Legato, dynamischer Flexibilität und durch die Agilität bei der Ausführung von Verzierungen. Den makellos gehaltenen Ton verstand sie bis zum schallenden Forte zu verstärken und zurückzunehmen bis zum schwebenden, gleichwohl vollen Pianissimo, mit dem sie noch den Hörer in der letzten Reihe erreichte. Trotz Bronchitis erlangte ihre Stimme kIangliche Reinheit, und die Tonproduktion schien mühelos zu sein.

Aus dem Pianissimo heraus setzte der Chor nach dem Sopran-Solo des „Laudate Dominum“ mit höchster Einfühlsamkeit ein und crescendierte stufenlos. Ein Ausdruck tiefster Frömmigkeit, der ein Prickeln auf der Haut verursachte. Auch die abschließenden Weihnachtslieder wirkten nie routiniert, dafür emotional involviert und mit dem richtigen Feeling für die Stimmungen der Lieder. Langer Beifall.

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