Dass der Kammerchor Landstuhl zu den
künstlerisch herausragenden Laienchören in der Pfalz gehört, bestätigte sich
auch höchst eindrucksvoll beim Konzert in der Stadthalle Landstuhl. Auch
bewahrheitete sich, dass ein solch leistungsstarker, stilistisch vielseitiger
und offener Chor auch heute noch - beim Publikum und bei interessierten
Vokalisten unserer Region - nichts an Attraktivität eingebüßt hat. Am
Samstagabend tauschte der Chor bei seiner Zeitreise durch drei Jahrhunderte den
Altarraum mal wieder sehr erfolgreich gegen ein weltliches Programm.
Eigentlich vordergründig nichts
besonders Aufregendes, das tun viele Konzertchöre gelegentlich. Doch der
Landstuhler Kammerchor bezog dabei geschickt Elemente des "Modern
Entertainment", des Showbusiness und der komödiantischen Unterhaltung mit ein
und konnte so auch durch die stets lockere, beschwingte Vortragsweise gefallen.
Chorleiter Heribert Molitor entdeckte neben seinen bekannten Fähigkeiten als
(begleitender) Pianist und Chorerzieher auch sein Faible für die humoristische
und gleichwohl informative Moderation, die er rhetorisch sicher und im
gemütlichen Plauderton charmant übermittelte.
Eine originelle Präsentation mit dem publikumswirksamen
Nacheinander zum Auftakt (Wir machen Musik, Eingangschor und Programm zugleich)
rundete ein gefälliges Bild ab, wobei zudem durch die ideenreiche thematische
Gliederung in verschiedene Vortragsblöcke mit witzigen Überschriften der Erfolg
schon vorprogrammiert war.
So
ergaben etwa 30 - bearbeitete und originale - Chorsätze nach Themen von Johann
Sebastian Bach bis zum zeitgenössischen Welthit ein kunterbuntes Kaleidoskop
weltlicher, konzertanter und unterhaltender Chorliteratur verschiedenster
Genres. Bei extrem schweißtreibenden Temperaturen (die auch die Frage der
Funktionalität der Lüftungsanlage aufwerfen) war es letztlich ein
Mammutprogramm, das man insgesamt sehr ansprechend und immer stilgerecht
meisterte, wenn auch letztlich gegen Konzertende erste Zeichen der Anstrengung
oder der Unkonzentriertheit ("Killing me soflty" oder "Sailing") zu dem Hinweis
verleiten, dass weniger manchmal mehr sein kann...
Ob "Lieder im Volkston" oder Zigeunerlieder von J. Brahms
oder Schlager und Chansons der 20er Jahre, der Chor sang im ersten Teil auf
durchweg hohem gesangstechnischen Niveau. Ob in der "Ode an die Musik" von
Schubert oder im erheiternden Genre zwischen Banalität und Trivialität (Walter
Kollos Lied vom Papagei, der keine harten Eier frisst), der Chor traf immer den
Nerv der melodischen Aussage und interpretierte dabei treffend vom Text her.
Lediglich mit der Wahl der Fassung der Air von Johann Sebastian Bach (aus einer
Orchestersuite) im Stile einer Vocalise war man nicht aufs Beste beraten.
Zunächst konnte der überwältigende
Eindruck des ersten Teils zu Beginn des zweiten noch gehalten und sogar
gesteigert werden. Eine Fuge mit Wortspielen aus der Geografie von Ernst Toch
verlangt eine besonders geschulte Deklamation der textlichen Metrik in der Art
eines virtuosen Sprechgesangs und Parlandos. Die enthusiastisch mitgehenden
Landstuhler Vokalisten steigerten dieses kompositorische Kleinod zu einem
eindrucksvollen Höhepunkt.
Zeitlose Evergreens und grenzenlose Welthits komplettierten
dann ein Konzertprogramm, dass an Vielseitigkeit schwerlich zu überbieten ist.
Dabei klang der Chor sehr ausgewogen (bis auf eine "solistische" Sopranstimme)
und wirkte restlos überzeugend in der subtilen Ausformung aller kompositorischen
Details und imponierte durch die stimmliche Reinkultur in allen Stimmlagen bei
den meisten Vorträgen. Eine klare Aussprache und melodisch eine chorische
Phrasierung zeigen die Aufbauarbeit Molitors.
Ein mitwirkendes Trio in der Art von Jazz-Combos, bestehend
aus Klavier (Joachim Pallmann), Kontrabass (Peter Gutmann) und Schlagzeug (Bernd
Ulrich), sorgte bei vielen Titeln (allen voran Joe Garlands "In the Mood") für
pulsierenden Elan, den nötigen Drive und trug durch das ausgeprägte Stilgefühl
wesentlich zum Gelingen dieser Aufführungen bei und sorgte mit vielen
gestalterischen Impulsen für eine adäquate Gestaltung.
Einen "anderen" Kammerchor erlebten die Musikfreunde am Samstag in der Stadthalle Landstuhl.
Mit einem fröhlichen "Hallo to you" zogen die Sängerinnen und Sänger auf der Bühne ein und ließen so bei den
ersten Tönen den Funken ins Publikum überspringen. Was die Zuhörerinnen und Zuhörer dann erlebten, war
musikalische Höchstleistung.
Dirigent
Heribert Molitor hatte der jungen Truppe in unzähligen Übungsstunden alles abverlangt. Und trotzdem.
Die Konzentration war jedem der 31 Sängerinnen und Sänger im Gesicht abzulesen. Das Publikum spürte mit wie
viel Hingabe und Fröhlichkeit die Beiträge gesungen wurden. Ob mit Liedern der 20er Jahre wie "Ich hab das
Fräul`n Helen baden sehn" oder das beeindruckende Lied "Moon River", Volkslieder wie "Horch, was kommt von
draußen rein", alle klangen beschwingt, locker, fröhlich.
Konkurrenzlos das "Air" von Johann Sebastian Bach. Hier wurde deutlich, über wie viel Stimmpotential der
Kammerchor Landstuhl verfügt. Ein Chor, der weit über die Landesgrenzen ein musikalisches Aushängeschild der
Stadt ist.
Dass das bekannte Lied von Joe Garlands "In the Mood" gesanglich ebenso begeistern kann, wie musikalisch durch
eine Big Band vorgetragen, erstaunte das Publikum.
Wer bisher die klassischen Konzerte des Kammerchors in der Vorweihnachtszeit genießen durfte, der hörte jetzt
einen "anderen" Kammerchor. Einen Chor, der durch seine gesangliche Vielfalt und Stimmgewaltigkeit auf eine
ganz andere Art begeisterte.
Stehende Ovationen und mehrere Zugaben waren krönender Abschluß einer musikalischen Glanzleistung.
Joachim Pallmann hatte den Kammerchor am Klavier, Peter Gutmann mit dem Kontrabass und Bernd Ulrich am Schlagzeug
begleitet. Ralf Hersina führte mit humorigen Worten durch das Programm.
Und Heribert Molitor?
Wer ihn kennt, weiß: Ein Dirigent aus Leidenschaft. Er formt einen Chor, bis er selbst von der Leistung überzeugt
ist. Erst dann geht er an die Öffentlichkeit. Dass dieser Weg oft sehr lang sein kann, hat der Kammerchor
sicherlich bei allen Proben in den letzten Wochen zu spüren bekommen. Das Resultat aber war stark:
Echt Molitor mit Chor.