Die Rheinpfalz 24.05.2011

Ein Festival der Sinne

Der Landstuhler Kammerchor gibt ein eindrucksvolles Jubiläumskonzert in der St.-Andreas-Kirche
von Reiner Henn, Photos von Eckhard Richter

Jubiläumskonzert Bedenkt man die Vielzahl von Gesangvereinen und Kirchenchören unserer Region, deren Wurzeln bis zurück ins 19. Jahrhundert reichen, nimmt sich das 30-jährige Bestehen des Kammerchor Landstuhl eher bescheiden aus. Aber während andere Ensembles teilweise in einer personellen und oft auch Identitätskrise stecken, hat dieser Chor seine hohen künstlerischen Ideale bewahren können. Das war am Samstag eindrucksvoll beim Jubiläumskonzert in Landstuhls St.-Andreas-Kirche zu erleben.

Mit dieser interpretatorischen Glanzleistung bei zwei vergleichend aufgeführten Messen des 19. Jahrhunderts rückte der bestens disponierte Kammerchor in die Spitze solcher Musiziervereinigungen auf. Was liegt näher, als das Jubiläum sozusagen mit Glanz und Gloria zu begehen? Glanz und Gloria prägten auch die Aufführung der "Messa di Gloria" von Giacomo Puccini zum Auftakt: mit den im lichten Glanz erstrahlenden Chorpartien, die in emphatischem Jubel und dem schwelgerischen Pathos den opernhaften Duktus des Belcanto betonten.

Nach dieser Messe von 1880 mit den abwechselnden Solo-Partien von Tenor und Bass folgte zum Vergleich die "Cäcilienmesse" von Charles Gounod: Fast zeitgleich (1855) entstanden, erschien sie vielen Mitgliedern der Musikwelt mehr wie eine Dämmerung, die sich über die Kunst legt. In jedem Fall gaben beide Werke dem Chor reichlich Gelegenheit zur unterschiedlichen harmonischen, klanglichen und melodischen Charakterisierung und Differenzierung. Während das Ensemble bei Puccini im ganz großen Stil auftrumpfte, die überraschenden Wendungen vehement - aber immer kontrolliert und diszipliniert - aufgriff, erklang bei dieser Landstuhler Aufführung die Gounod-Messe lyrisch beseelter, über weite Passagen verinnerlichter und entrückter. Plakativ ausgedrückt: ein klangliches Festival der Sinne, diesseits orientiert beim Italiener und mehr ins Transzendente weisend bei Gounod.

Jubiläumskonzert Der künstlerische Leiter Heribert Molitor konnte aber auch dem beteiligten Sinfonieorchester in dieser denkwürdigen Aufführung reizvolle Klangfarben-Mischungen und melodisch-thematische Kontraste abgewinnen. Hier führte er regionale Musiker aus der Radio Philharmonie, dem Pfalztheater-Orchester mit Musikpädagogen und Musikstudenten zu einer homogenen Einheit zusammen. Molitor stellt stilistische Unterschiede mit gestalterischem Nachdruck heraus, konnte etwa bei Puccini eine immense musikalische Spannung aufbauen, steigern und bei Gounod zu pastosen Klangwirkungen animieren.

Jubiläumskonzert Dagegen sprengt ein Satz ("Laudamus te") aus einer Messe von Rossini den zeitlichen Rahmen und fiel auch interpretatorisch - zumindest war dies bei den Holzbläsern der Fall - etwas ab. Die filigrane Brillanz und Eleganz dieser heiklen Musik wurde bei einigen robust wirkenden Bläsern nicht ganz getroffen und die ausdrucksvollen melodischen Linien der Sopranistin Daniela Schick wurden manchmal zu kraftvoll übertönt.

Zurück zu Gounod, der die Solisten (neben der Sopranistin noch der Tenor Hans-Jörg Bock und der Bassist Vinzenz Haab) als Ensemble behandelt: Hier gelang ein hoher Grad der stimmlichen Verschmelzung, das Orchester wirkte filigraner, subtiler und vor allem klanglich sensibler beim Einhören. Bei Puccini wurden dagegen die solistischen Tenor- und Basspartien nacheinander präsentiert: Der Tenor nahm hier durch seine große Strahlkraft und Klarheit der Stimmführung für sich ein (vor allem bei seinem ersten Einsatz), und der Bassist konnte sich vor durch seine intonatorische Reinkultur und die Ausgeglichenheit der Stimme nachdrücklich für weitere konzertante Aufgaben dieser Art empfehlen.



Wochenblatt, 25. Mai 2011

Stimmgewaltig und leidenschaftlich präsentiert

Kammerchor feiert 30. Geburtstag - Heribert Molitor dirigiert Werke von Puccini, Rossini und Gounod
von Eckhard Richter

Jubiläumskonzert Seit 30 Jahren gibt es in Landstuhl den Kammerchor. Der Musikpädagoge Heribert Molitor gründete den Chor, der seinen Ursprung als Schulchor im Landstuhler Gymnasium hatte. Nach erfolgreichen, schulischen Auftritten, blieben die jungen Sängerinnen und Sänger zusammen, da alle die Liebe zum Chorgesang weiterpflegen wollten. In den 30 Jahren kamen neue Stimmen hinzu, andere wiederum gingen. So formte Heribert Molitor im Laufe der Jahre einen Kammerchor, der zu den stärksten Chören in Rheinland-Pfalz gehört.

Zum 30. Geburtstag hatte der Kammerchor in die St.-Andreas-Kirche eingeladen und beeindruckte mit einem stimmgewaltigen und perfekten Konzert die Besucherinnen und Besucher im ausverkauften Haus.

Im ersten Teil war das Werk von Giacomo Puccini "Messa di Gloria" für Tenor, Bass, gemischten Chor und Orchester zu hören, gefolgt von Puccinis "Laudamus te". Der chorischen Meisterleistung folgte die Cäcilienmesse von Charles Gounod.

Sopranistin Daniela Schick überzeugte ebenso wie Tenor Hans-Jörg Bock und Bass Vinzenz Haab, die, wie auch der Kammerchor, vom Sinfonieorchester begleitet wurden.

Unter der Leitung von Heribert Molitor wurden Chor und Musiker zu Höchstleistungen angespornt. Die renovierte St.-Andreas-Kirche bot hier einen besonders festlichen Rahmen, der dem Konzert die verdiente Würde gab.

Stehende Ovationen der Gäste am Ende waren dankbare Anerkennung für ein Konzert,welches zu den kulturellen Höhepunkten im Jahr 2011 in der Sickingenstadt zählen dürfte.

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