Die Rheinpfalz , 16. Mai 2007

Farbigkeit und Plastizität herausgearbeitet

Kammerchor Landstuhl und seine Gäste mit Mozarts Großer Messe in c-Moll in der St.-Andreas-Kirche
von Andreas Keller, Photos von Eckhard Richter

Chor vor dem Altar der St.Andreas-Kirche Nicht alles, was vollendet wurde, ist auch vollkommen, und nicht alles, was unvollendet blieb, muss unvollkommen erscheinen. Wolfgang Amadeus Mozarts Große Messe in c-Moll (KV 427) etwa gehört - obwohl "nur" ein Fragment - zu den brillantesten Messvertonungen der Musikgeschichte. Eine adäquate Umsetzung bedarf eines hochwertigen musikalischen Personals. So wie jenes, das am Samstagabend in der Pfarrkirche St. Andreas in Landstuhl eine untadelige Aufführung des Werkes präsentierte.

Zur Einstimmung in den anspruchsvollen Abend intonierte zunächst Organist Stefan Kunz Bachs berühmte Toccata und Fuge d-Moll (BWV 565), die er in den dynamisch verhalteneren Passagen aussagekräftig und voller sich übertragender innerer Teilnahme präsentierte. In Mendelssohn-Bartholdys Hymne "Hör mein Bitten" war dann erstmals an diesem Abend der Landstuhler Kammerchor in einer selbst in verwinkelteren vokalen Partien starken Performance zu hören. Das machte neugierig auf das ungleich schwieriger zu interpretierende Hauptwerk. Und die Erwartung wurde nicht enttäuscht.

Chorleiter Molitor Insgesamt etwa 100 Mitwirkende, allen voran der Kammerchor Landstuhl (Einstudierung Brigitte Maurer und Heribert Molitor) sowie der Chor des Musikvereins 1840 Kaiserslautern und das Junge Vokalensemble Kaiserslautern (beide Einstudierungen durch Ulrich Nolte) vermochten in ihrer starken harmonischen Konzentration die Farbigkeit und Plastizität des monumentalen Werks in nahezu allen seinen Passagen herauszuarbeiten. Gerade in jenen Teilen, in denen sich die Vokal-Mitwirkenden zu einem achtstimmigen Doppelchor fulminat vereinten - so etwa im gravitätisch umgesetzten "Qui tollis" und dann insbesondere im Schlussteil - formten sich die Qualitäten der geballt wirkenden Vokalisten zu einer schönen, runden Einheit. Je schwieriger der Part, desto akkurater und ausdrucksstärker die Gesangsleistung, so schien es.

Gleiches gelang auch den Mitgliedern des Rundfunksinfonie-Orchesters Saarbrücken, die dem ehrgeizigen Werk Mozarts ein sicher tragendes instrumentales Rückgrat verliehen. In der nicht ganz einfachen Begleitung des Sopran-Duetts im "Domine Deus" beispielsweise erwiesen sich die Instrumentalisten als besonders verlässlich und einfühlsam. Hier trugen sie dazu bei, die starken emotionalen Seiten der Messe hervorzuheben.

Solisten Gerade diese eng geführte Sopran-Partie verlangte von den darbietenden Sängerinnen hohe Kompetenz und starke Konzentration. Ein Anspruch, den die Sopranistinnen Daniela Schick und Elisabeth Hermann nach bereits vorangegangenen Soli nun auch im Duett zeigten und dem sie ganz zum Schluss auch zusammen mit den nicht weniger fähigen Sängern Jung-Baik Seok (Tenor) und Arnd Gothe (Bass) im Quartett gerecht wurden.

Mozart hat seine Messe nie fertiggestellt: Teile des "Credo" und das gesamte "Agnus Dei" fehlen. Im Lauf der Jahrhunderte gab es etliche Versuche, das Werk im Sinne Mozarts zu ergänzen - mit fragwürdigem Ergebnis. Die Landstuhler Aufführung indes hielt sich ausschließlich an das vom Komponisten vorgegebene und erhaltene Material. So mag das Werk, das einen Tag später auch in der Kaiserslauterer Kirche Maria Schutz aufgeführt wurde, zwar unvollendet sein. Aber was ihm intern an Substanz fehlt, ergänzten Dirigent Heribert Moilitor und die Künstler an diesem Abend mit Gefühl und Kompetenz in der äußeren Umsetzung. Ein würdiger, mit viel verdientem Applaus und einer Zugabe vollendeter vorläufiger Abschluss der Veranstaltungen, bevor die Pfarrkirche St. Andreas wegen Renovierung geschlossen wird.

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