Die Rheinpfalz, 17.06.2013

Explosive Kraft, die in den Bann zieht

Der Kammerchor Landstuhl, Solisten und Orchester mit einem Querschnitt durchs Repertoire in St. Andreas
von Reiner Henn

So wie Musik ihre Wirkung grundsätzlich aus den Hauptelementen Spannung und Entspannung bezieht, prägt auch die innere Anspannung der Choristen des Kammerchors Landstuhl das Kirchenkonzert in St. Andreas am Samstag entscheidend. Das Programm präsentierte Höhepunkte aus dem Chorrepertoire, in Ausschnitten und chronologisch geordnet. Dabei hinterlies der Chor unterschiedliche interpretatorische Eindrücke.

Bei Johann Sebastian Bach (aus einer Kantate) sowie Mozart (Messe c-moll, Requiem) standen die Aufführungen in spätromantischer Tradition. Sie setzten auf kraftbetontes, energiegeladenes Singen mit dramatischen Aufschwüngen. Das war nicht der historisierende Ansatz mit einer Musik als Klangrede, als tönende Form und als Ausdruck von satztechnischen Feinheiten. Hier trumpften Stimmen mit explosiver Kraft auf, übertönten sogar die Streicher des Orchesters.

Der Chor gefiel insgesamt durch seinen hohen gestalterischen Einsatz. Doch manchmal liegt auch in der Ruhe, Stille und Versenkung die Kraft. Das begleitende Orchester bestand aus Musikern der Deutschen Radio Philharmonie und des Pfalztheaters. Nur wenige konnten sich klanglich behaupten. Allein die Trompete stand wie ein Fels in der Brandung.

Nicht nur das Singen im oberen Dynamikbereich, auch das Drängen sorgte für einen Schwung, dem man sich nicht entziehen konnte. Andererseits machte er aber auch viele Feinheiten - etwa Spielfiguren im Orchester - undeutlich. Der künstlerische Leiter Heribert Molitor erreichte nicht immer eine klangliche Ausbalancierung, und es kam wiederholt zu kleineren Verschiebungen im Zusammenklang.

Ruhe und Abgeklärtheit, Sicherheit und Gelassenheit kamen erst mit dem Duett aus dem Oratorium "Die Schöpfung" von Joseph Haydn ins Spiel. Die Sopranistin Daniela Schick und der Bassist Vinzent Haab konnten hier die bislang stürmischen Wogen glätten. Beide konnten sich dabei solistisch profilieren. So die Sopranistin mit lyrischem Schmelz und ihrer stimmlichen Reinkultur. Der Bassist etwa bei seinem starken Auftritt aus Bachs "Weihnachtsoratorium": Stimmliches Volumen und bewegliche, lockere Gestaltung der Textsilben trafen hier überzeugend zusammen.

Der Chor fand schließlich vor allem bei den Ausschnitten des Requiems von Brahms und aus der "Messa di Gloria" von Puccini zu einer durchsichtigen, differenzierten und angemessenen Gestaltung. Die besten Momente gelangen bei Brahms, als der Chor Sensibilität und Ausdruckstiefe sowie Innigkeit zeigte. Darauf konnte man auch bei Puccini aufbauen, als eine ebenfalls gefühlvollere Ausdeutung der Sätze aufhorchen ließ.

Insgesamt steigerten die beiden Vokal-Solisten (vor allem Daniela Schick beim berühmten Brahs-Requiem) den künstlerischen Ertrag entscheidend. Der Kammerchor könnte seine unbestreitbaren hohen stimmlichen Qualitäten noch werkgerechter nutzen.

Sommerkonzert 2013


Wochenblatt, 19. Juni 2013

Streicheleinheiten für die Seele

Sommerkonzert des Kammerchors mit Highlights aus seinem Repertoire
von Eckhard Richter

Stehende Ovationen waren sichtbares Zeichen für ein beeindruckendes Konzert in der St. Andreas-Kirche. Heribert Molitor, Gründer und Motor des Kammerchors Landstuhl hatte Anfang des Jahres seinen 60. Geburtstag gefeiert. Grund genug für ihn, einmal innezuhalten und ein Konzertprogramm mit Ausschnitten aus verschiedenen Werrken zusammenzustellen, die "Höhepunkte" im Schaffen des Kammerchors darstellen. So entstand unter seiner Stabführung ein geistliches "Sommerkonzert" in die katholische Pfarrkirche St.-Andreas Landstuhl, das eine musikalische Brillanz versprühte. Gesangliche "Höhepunkte" im Schaffen des KLammerchors erklangen durch den Kirchenraum und waren Streicheleinheiten für die Seele.

Die Kantate "Ein feste Burg ist unser Gott" von Johann Sebastian Bach eröffnete den Konzertabend und mit dem Oratorium "Der Messias" von Georg Friedrich Händel schloss sich der Reigen.

Zusammen mit dem Kammerchor musizierten Daniela Schick (Sopran) und Vinzenz Haab (Bass), zwei Solisten, die dem Kammerchor seit vielen Jahren musikalisch sehr verbunden sind. Begleitet wurden Solisten und Chor von einem Orchester, bestehend überwiegend aus Musikern der Deutschen Radiophilharmonie Kaiserslautern/Saarbrücken und des Pfalztheaterorchesters Kaiserslautern.

Heribert Molitor hatte zu diesem Konzert Chor, Solisten und Orchester wieder zu einem Klangkörper geformt, der die Schönheit der Musik spüren, fühlen und genießen ließ.



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