Adventskonzert des Landstuhler Kammerchors unter Heribert Molitor
von Reiner Henn, Photos von Eckhard Richter
Ein Adventskonzert, das durch den
präzisen Zusammenklang glanzvoller Stimmen tief beeindruckte,
bot der Landstuhler Kammerchor unter Chorleiter Heribert Molitor am
Samstagabend in der Landstuhler Pfarrkirche St. Andreas.
Trotz ständig neuer Hiobsbotschaften im kulturpolitischen
Sektor mit „Streichkonzerten“ durch Rotstifte hat es sie immer gegeben,
und wird es sie immer geben: Idealistische Menschen, die mit
Enthusiasmus ihre musischen Fähigkeiten in den Dienst von
Gemeinschaften stellen und gemein auf große
künstlerische Ziele hinarbeiten und so an der Tradierung und
Entstehung von künstlerischen Werten aktiv beteiligt sind.
In diesem positiven Sinn ist in unserer Region vor allem auch der
Landstuhler Kammerchor zu würdigen, der mit seinem
Adventskonzert einmal mehr diese Fähigkeiten eindrucksvoll
unter Beweis stellte: Hohes Können - aufgrund
langjähriger intensiver gezielter Probenarbeit durch
Chorleiter Heribert Molitor bei ausgeprägter Bereitschaft tief
in den Geist der weltlichen und geistlichen Chorliteratur, im Wandel der
Stile und Epochen einzudringen.
Während andere Choristen sich oft bei Konzertbeginn erst
zögerlich einsingen und einhören müssen,
startete der Kammerchor Landstuhl seine Vortragsfolge mit
Choralbearbeitungen der Adventszeit (von Otto Nicolai und Georg Philipp
Telemann) auf Anhieb sehr sicher, souverän und im Vortrag
gelöst und beseelt: Molitor arbeitete wieder hörbar
sehr intensiv an der Deklamation und Akzentuierung, so dass sich ein
sehr deutlich prononciertes, eindringliches chorisches Musizieren
lebendig entwickelte. Dieses dürfte in dieser
Klangqualität, der Reinheit der Intonation und der Klarheit
der Diktion im Laienchorwesen richtungweisend sein.
Waren diese sensationellen Erfolge begünstigt worden durch das
Mitwirken eines hoch kompetenten lnstrumentalensemble, so wurde dagegen
Guiseppe Verdis Chorsatz „Pater Noster“ von der Truhenorgel
(Stefan Kunz) begleitet. Mit Verdis Komposition und teilweise auch noch
bei Anton Bruckners A-cappella Satz „Ave Maria“ ließ dieser
Spannungsbogen und die Gestaltungskraft sowie stimmliche Spannkraft
etwas nach, schlichen sich klanglich intonatorische Trübungen
ein.
Mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Santa Maria“ (leider fehlten
grundsätzlich nähere Werkangaben) stellte sich wieder
jenes gehobene, akribisch ausgefeilte und minutiös
vorbereitete Interpretationsniveau ein, an das Molitor sein
großes Publikum seit vielen Jahren gewöhnt hat. Im
präzisen Zusammenklang glanzvoller Stimmen, den klaren
Einsätzen, nahtlosen Übergängen und
gemeinsam atmenden Zäsuren, zeigte sich eine Dichte und
Geschlossenheit und Einheitlichkeit der Phrasierung, eine
Homogenität und klangliche Qualität von
Seltenheitswert.
Wesentlichen Anteil an diesem außergewöhnlichen
Erfolg hatte ein solistisch besetztes Streicherensemble mit Hinzuziehen
von zwei Oboen, formiert mit Musikern vom SWR-Rundfunkorchester und
Pfalztheater Kaiserslautern; dieses Ensemble war unter der umsichtigen
Führung von Konzertmeister Winfried Gödde sicherer
Garant für stil- und werkgerechtes und sehr
einfühlsames Musizieren, begleitete sehr flexibel und bildete
ein wohlklingendes, subtil ausbalanciertes Klangfundament.
Bei dem Organisten Stefan Kunz wechselten „Licht und Schatten“:
Dietrich Buxtehudes Präludium und Fuge C-Dur zeigten im
musikalischen Ablauf vielleicht mehr agogische Freiheiten und
romantisierende, nahezu glissandierende Effekte als mit barocken
Hörgewohnheiten vertraut. Dem Orgelkonzert Nummer 13 von Georg
Friedrich Händel fehlten bei aller Solidität
allerdings doch einige Bruchteile der vollen Präzision (etwa
die Griffsicherheit bei Akkorden) - und vor allem mehr
zündende gestalterische initiativen.
Letztlich gelang aber die Toccata mit romantischen Stil über
„Tochter Zion“ von dem zeitgenössischen Komponisten Willem van
Twillert hinsichtlich Darstellungskraft und Charakterisierung der
einzelnen Abschnitte noch am überzeugendsten.