Die Rheinpfalz

Eindringlich und Präzise

Adventskonzert des Landstuhler Kammerchors unter Heribert Molitor
von Reiner Henn, Photos von Eckhard Richter

Bild Weihnachten 2005

Ein Adventskonzert, das durch den präzisen Zusammenklang glanzvoller Stimmen tief beeindruckte, bot der Landstuhler Kammerchor unter Chorleiter Heribert Molitor am Samstagabend in der Landstuhler Pfarrkirche St. Andreas.

Trotz ständig neuer Hiobsbotschaften im kulturpolitischen Sektor mit „Streichkonzerten“ durch Rotstifte hat es sie immer gegeben, und wird es sie immer geben: Idealistische Menschen, die mit Enthusiasmus ihre musischen Fähigkeiten in den Dienst von Gemeinschaften stellen und gemein auf große künstlerische Ziele hinarbeiten und so an der Tradierung und Entstehung von künstlerischen Werten aktiv beteiligt sind.

In diesem positiven Sinn ist in unserer Region vor allem auch der Landstuhler Kammerchor zu würdigen, der mit seinem Adventskonzert einmal mehr diese Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis stellte: Hohes Können - aufgrund langjähriger intensiver gezielter Probenarbeit durch Chorleiter Heribert Molitor bei ausgeprägter Bereitschaft tief in den Geist der weltlichen und geistlichen Chorliteratur, im Wandel der Stile und Epochen einzudringen.

Während andere Choristen sich oft bei Konzertbeginn erst zögerlich einsingen und einhören müssen, startete der Kammerchor Landstuhl seine Vortragsfolge mit Choralbearbeitungen der Adventszeit (von Otto Nicolai und Georg Philipp Telemann) auf Anhieb sehr sicher, souverän und im Vortrag gelöst und beseelt: Molitor arbeitete wieder hörbar sehr intensiv an der Deklamation und Akzentuierung, so dass sich ein sehr deutlich prononciertes, eindringliches chorisches Musizieren lebendig entwickelte. Dieses dürfte in dieser Klangqualität, der Reinheit der Intonation und der Klarheit der Diktion im Laienchorwesen richtungweisend sein.

Waren diese sensationellen Erfolge begünstigt worden durch das Mitwirken eines hoch kompetenten lnstrumentalensemble, so wurde dagegen Guiseppe Verdis Chorsatz „Pater Noster“ von der Truhenorgel (Stefan Kunz) begleitet. Mit Verdis Komposition und teilweise auch noch bei Anton Bruckners A-cappella Satz „Ave Maria“ ließ dieser Spannungsbogen und die Gestaltungskraft sowie stimmliche Spannkraft etwas nach, schlichen sich klanglich intonatorische Trübungen ein.

Mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Santa Maria“ (leider fehlten grundsätzlich nähere Werkangaben) stellte sich wieder jenes gehobene, akribisch ausgefeilte und minutiös vorbereitete Interpretationsniveau ein, an das Molitor sein großes Publikum seit vielen Jahren gewöhnt hat. Im präzisen Zusammenklang glanzvoller Stimmen, den klaren Einsätzen, nahtlosen Übergängen und gemeinsam atmenden Zäsuren, zeigte sich eine Dichte und Geschlossenheit und Einheitlichkeit der Phrasierung, eine Homogenität und klangliche Qualität von Seltenheitswert.

Wesentlichen Anteil an diesem außergewöhnlichen Erfolg hatte ein solistisch besetztes Streicherensemble mit Hinzuziehen von zwei Oboen, formiert mit Musikern vom SWR-Rundfunkorchester und Pfalztheater Kaiserslautern; dieses Ensemble war unter der umsichtigen Führung von Konzertmeister Winfried Gödde sicherer Garant für stil- und werkgerechtes und sehr einfühlsames Musizieren, begleitete sehr flexibel und bildete ein wohlklingendes, subtil ausbalanciertes Klangfundament.

Bei dem Organisten Stefan Kunz wechselten „Licht und Schatten“: Dietrich Buxtehudes Präludium und Fuge C-Dur zeigten im musikalischen Ablauf vielleicht mehr agogische Freiheiten und romantisierende, nahezu glissandierende Effekte als mit barocken Hörgewohnheiten vertraut. Dem Orgelkonzert Nummer 13 von Georg Friedrich Händel fehlten bei aller Solidität allerdings doch einige Bruchteile der vollen Präzision (etwa die Griffsicherheit bei Akkorden) - und vor allem mehr zündende gestalterische initiativen.

Letztlich gelang aber die Toccata mit romantischen Stil über „Tochter Zion“ von dem zeitgenössischen Komponisten Willem van Twillert hinsichtlich Darstellungskraft und Charakterisierung der einzelnen Abschnitte noch am überzeugendsten.

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