Die Rheinpfalz,19.12.2006

DIESEN TYPISCHEN CHORJUBEL ENTFALTET

Adventskonzert des Kammerchors Landstuhl unter der Leitung von Heribert Molitor
von Reiner Henn, Photos von Eckhard Richter

Bild 2 Weihnachten 2006

Das Adventskonzert des Kammerchors Landstuhl im Jahr des 25-jährigen Bestehens gehört sicherlich mit zum Besten, was derzeit in unserer Region in diesem Genre erklingt. In der sehr gut besuchten Landstuhler Pfarrkirche St. Andreas verleitete dieser exzellente Kammerchor selbst bei altbekannten Chorsätzen weihnachtlicher Provenienz noch zu neuen interpretatorischen Entdeckungen.

Es ist wirklich äußerst selten, dass ein Chorleiter solch emphatische Wirkungen, solch jubelnde Aufschwünge und diese Strahlkraft den kultivierten Stimmen entlockt, wie dies hier Heribert Molitor so überzeugend gelang. Einige Beispiele: Der Chorsatz „Machet die Tore weit“ des frühbarocken Meisters Andreas Hammerschmidt entfaltete diesen typischen eindringlichen Chorjubel, ebenso wie J.S. Bachs „Gloria in excelsis“. Obwohl der gut geschulte und bestens disponierte Kammerchor hier große Eindringlichkeit verbreitete, klang doch alles auch sehr kontrolliert, kultiviert und klanglich entsprechend ausbalanciert.

Sozusagen als inhaltlicher Gegenpol zu diesen jubelnden Aufschwüngen enthielt das überlegte Programm vom Frühbarock bis zur Moderne mit weihnachtlichen Chorsätzen zeitgenössischer Komponisten aber auch verinnerlichte, kontemplative und besinnliche Weihnachtslieder wie etwa „Maria durch ein Dornwald ging“ oder „Übers Gebirg Maria geht“ sowie ein „Schlummerlied der Hirten“. Diese Chorsätze gelangen mit hoher Ausdruckskraft in betörend schönen Kantilenen und zeigten zudem die Fähigkeit des chorischen Phrasierens und der Darstellung vom Text und seinen Sinneinheiten her. Klare Diktion und reine Intonation prägten das Klangbild, ein Hang zur deutlichen Charakterisierung der Sätze prägte diese konsequent und stringent verfolgte Interpretationshaltung Molitors.

Bild 2 Weihnachten 2006

Wesentlichen Anteil an diesem überwältigenden Konzerterfolg hatte das alles begleitende Instrumentalensemble, ein Streichquartett, verstärkt durch zwei Querflöten (Katharina Maurer und Michaela Boes sowie Orgel Stefan Kunz). Besonders hervorzu­heben ist hier der als Primarius führende Konzertmeister des SWR-Rundfunkorchesters Kaiserslautern, Wilfried Gödde, der mit Lorenz Franz (Violine) und seinem Pultkollegen Slawomir Wojtysiak (Viola) sowie Christine Rutz (Violoncello) musizierte und dabei für die nötigen spielerischen Impulse sorgte. Die nötige Atempause aller Vokalisten bewirkte zudem der Organist Stefan Kunz mit seinen gelungenen Kostproben aus konzertanter Orgelliteratur: So zeigte die Cantilene aus einer Orgelsonate in d-moll von J.G. Rheinberger die ganze Ausdruckstiefe spätromantischer Empfindungen.

Zu einem glanzvollen Höhepunkt des Konzerts avancierte das Concerto für Blockflöte mit Streichern und 0rgelcontinuo von G. Sammartini. Das nahtlose Zusammenspiel aller Beteiligten überzeugte ebenso wie die klar gegliederten musikalischen Abläufe und die nahtlose Übereinstimmung bei allen Spiel- und Begleitfiguren. Die gefeierte Solistin Katharina Maurer ziselierte auf der barocken Sopran-Blockflöte melodische Linien, reich figuriert und verziert, mit spielerischer Bravour heraus. Sie zeigte dabei stilistisch kompetent die typische Spielfreude des italienischen Barock: Mit perlender Virtuosität in den schnellen Sätzen und den geschmeidigen ariosen Wendungen im bezaubernden „Siciliano“. Mit dieser großartigen Leistung gelang allen eine spektakuläre Aufführung, die großen Nachhall bewirkte.

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